Im ersten Teil unserer „Behind The Scenes“-Reihe haben wir mit Rainer Fischer, Bereichsleiter der Business Unit Kunststoff, einen Blick hinter die Kulissen von den fischerwerken geworfen. Für die Entwicklung innovativer Befestigungslösungen wird aber nicht nur hierzulande getüftelt, konstruiert und getestet. Am italienischen Hauptsitz in der historischen Universitätsstadt Padua erschaffen Michele Martini und sein Team für fischer Italia die innovativen Produkte von morgen.
Herr Martini, wie ist die Abteilung für Forschung & Entwicklung bei fischer Italia strukturiert?
Michele Martini: Unsere Abteilung besteht aus einem Team von Planern und einem Team von Prüffeldtechniker. Jeder von uns hat unterschiedliche Ausbildungen und technische Fähigkeiten. Wir arbeiten interdisziplinär. Das macht unsere Abteilung zu einem wertvollen Unikat und sorgt dafür, dass unsere Arbeit sehr spannend und jeden Tag neu ist.
Wie kommen Sie auf die Ideen für neue Produkte?
Michele Martini: Unser Ansatz ist praktisch und pragmatisch. Wir arbeiten nur an Ideen, die auf eine neue Lösung für einen tatsächlichen
Bedarf oder eine neue Lösung für ein Problem bzw. eine Anwendungsverbesserung mit einer konkreten Basis reagieren.
Was heißt das konkret?
Michele Martini: Der entscheidende Impuls für die Idee eines neuen Produkts kommt häufig vom General Manager, den Produktmanagern oder den Kollegen im Vertrieb, die über die Anforderungen des Marktes oder eines bestimmten Kunden berichten. Und natürlich auch von meinem Team. Das Besondere an unserer Abteilung ist, dass wir Seite an Seite mit den Produktmanagern arbeiten. Wir sind also nicht im Entwicklungsgebäude eingeschlossen. Im Gegenteil: Wir begleiten unsere Kollegen vom Außendienst regelmäßig bei Kundenbesuchen. Das hilft uns, diejenigen wirklich zu verstehen, die ein fischer System oder Produkt in der Praxis einsetzen.
Nicht jede fischer Landesgesellschaft hat eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Insofern kann fischer Italia auf eine besondere Geschichte zurückblicken. Die Entwicklung begann bereits im Jahr 1963 und nahm über die Jahre hinweg einen Weg des Wachstums und des Wandels, der dazu führte, dass die Landesgesellschaft einen hohen Stellenwert innerhalb des Konzerns einnimmt. Neben der historischen Entwicklung liegen die Gründe für diese Wertschätzung am Bausektor in Italien sowie der bemerkenswerten Kombination aus Technik und Kreativität vor Ort. Bei fischer Italia werden Produkte entworfen, gestaltet, getestet, produziert und vermarktet. So befinden sich am Hauptsitz in Padua neben Forschung und Entwicklung auch ein Prüflabor, Kunststoffspritzguss, Montage, Verpackung und Schulungsräume der fischer Akademie. Darüber hinaus ist fischer Italia das Forschungs- und Entwicklungskompetenzzentrum des Konzerns für Photovoltaik, Sanitärbefestigungen und Lifeline.
Wie gehen Sie nach der Ideenfindung weiter vor?
Michele Martini: Das läuft bei uns nicht viel anders als bei den Kollegen in Deutschland. Der Produktentwicklungsprozess hat fünf Phasen: Ideenvorbereitung, Konzeptphase, Entwicklungsphase, Umsetzungsphase und Markteinführungsphase. Die Konzeptphase ist dabei das Herzstück. Wir beginnen damit, die Idee auf Papier zu bringen – wir teilen sie, ändern sie, löschen sie, schreiben sie um. Erst im Verlauf dieser Phase kommen wir zu einer strukturierten Zeichnung, zu den ersten Mustern mit verschiedenen und immer feineren Dimensionen. Wir durchlaufen die Simulation, die Kinematik, den 3-D-Druck und
schließlich die Funktionstests mit anschließenden Anpassungen bis zum endgültigen Muster.
Was ist für Sie das Wichtigste bei einer Produktentwicklung?
Michele Martini: Das wichtigste bei der Produktentwicklung ist die Sicherheit in Anwendung und Gebrauch. Ebenso wichtig ist die Montage- und Benutzerfreundlichkeit. Der interne Befestigungsmechanismus kann komplex sein, aber die Installation muss in wenigen, einfachen Schritten erfolgen. Ich denke dabei zum Beispiel an die neuen Produkte, die wir im Bereich der Sanitärtechnik entwickelt haben.
Wie finden Sie heraus, ob ein Produkt all den gewünschten Anforderungen entspricht?
Michele Martini: Unsere Entwicklungsabteilung hat ein Prüffeld, wo wir alle Produkte zuerst selbst testen. Des Weiteren lassen wir Produkte auch von Kollegen im Außendienst testen, um unvoreingenommene Bewertungen zu erhalten. Um valide Ergebnisse zu erhalten, finden Tests unter verschiedenen Bedingungen statt. Darüber hinaus testen externe Labors an unabhängigen Instituten, Universitäten und Zertifizierungsstellen unsere Produkte.
Wie sehen Sie die Befestigungstechnik in naher Zukunft
Michele Martini: Die Technologie und der immer raffiniertere Einsatz des 3-D-Drucks beeinflussen unsere Methoden und Arbeitsprozesse. Aber man geht immer von einer Idee und einer Zeichnung aus. Wir setzen den künftigen Anwendungsbereichen keine Grenzen. Von den neuen Lösungen über Photovoltaik hinweg bis hin zur Bodenverstärkung und zu Lösungen im seismischen Bereich gibt es unendlich viele Möglichkeiten!